Erschaffen mit den Händen
Etwas mit den Händen zu formen, hat für mich eine besondere Magie.
Ein Gedanke, der auftaucht – und durchs Tun beginnt zu wachsen.
Ein Prozess entsteht. Ich tauche ein, vergesse Zeit und Raum,
folge dem Moment – und am Ende staune ich über das, was da geworden ist.
Nicht geplant. Nicht perfekt. Aber lebendig.
Ich liebe das Unperfekte. Das Schräge. Das mit vermeintlichen Fehlern Behaftete.
Gerade darin liegt für mich die wahre Schönheit.
Deshalb liebe ich es, mit den Händen zu schaffen.
Das Handwerk wurde mir quasi in die Wiege gelegt.
Mein Urgrossvater gründete einen Holzbaubetrieb – eine Zimmerei,
in der mein Vater schon mit 14 Jahren arbeitete und der er bis zu seiner Pension treu blieb.
Auch heute unterstützt er noch mit seinem Wissen, wenn es gebraucht wird.
Ich durfte ihn oft begleiten – in der Werkstatt, auf dem Bau,
zwischen Spänen, Leimduft und Werkzeugen.
Später machte ich eine Lehre als Elektromechaniker
und – mit 25 – eine zweite als Schreiner.
Zwei Wege, die sich ergänzen. Zwei Sprachen des Schaffens.
Heute bin ich beruflich mehr planerisch tätig. Als selbstständiger Bauleiter
verwalte ich Projekte, halte Fäden zusammen, begleite Prozesse.
Das ist sinnvoll – auch wegen der Betreuung meiner Kinder –
aber das handwerkliche Schaffen selbst bleibt meine tiefe Quelle.
Ich spüre, dass der energetische Ausgleich in vielen Handwerksberufen
heute aus dem Gleichgewicht geraten ist.
So viel Leistung. So wenig Wertschätzung.
Das System drängt oft zur Selbstausbeutung.
Doch ich sehe auch, dass wir diese Spirale durchbrechen können.
Ich wünsche mir eine Zukunft, in der das Handwerk
wieder den Platz bekommt, den es verdient:
Einen ehrvollen. Einen lebendigen. Einen schöpferischen.
Dass ein Baureiniger, ein Sanitär, ein Baumeister
nicht mehr belächelt, sondern geehrt wird –
für die Arbeit, die unser aller Lebensraum möglich macht.
Dass wir wieder spüren, wie viel Würde in handgemachter Arbeit liegt.
Ich wünsche mir auch, dass wir als Handwerker*innen
uns wieder selbst bewusst werden, wie viel Kraft in uns steckt –
und dass wir nicht mehr mitmachen, wo es uns kleinmacht.
Vielleicht wird das Handwerk in meinem Leben wieder sichtbarer.
Vielleicht bleibt es einfach mein innerer Anker, mein schöpferischer Fluss.
So oder so: Das Erschaffen mit den Händen ist Teil von mir.
Und es wird immer da sein.
Echt. Ehrlich. Und voller Leben.