Erschaffen mit den Händen
Aus dem Moment entstanden. Ein kleiner Gedanke der durch das Tun und dem Erschaffen wächst und sich festigt. Ein Prozess.
Abtauchen ins pure Sein, den Alltag vergessen. Schauen was sich daraus ergibt. Am Schluss staunen über das Geschaffene und Freude haben.
Ich liebe das Unperfekte, das Krumme, das mit angeblichen Fehlern behaftete. Für mich liegt darin die Schönheit und so gefällt mir das „Schaffen“ mit den Händen am besten.
Das „Handwerken“ wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Mein Urgrossvater hatte einen Holzbaubetrieb, eine Zimmerei gegründet. In dieser Zimmerei hatte mein Vater schon seit seinem 14.
Lebensjahr gearbeitet und war der Firma treu bis vor ein paar Jahren zu seiner Pension. Er stellt sich auch jetzt noch mit seinem unglaublichen Wissen und als Hlife zur Not zur Verfügung. Als
zweitältester von insgesamt 11 Geschwistern musste er früh mithelfen und Geld verdienen. Er war oft für uns physisch nicht da und trotzdem habe ich ihn ausschliesslich als unendlich
Liebevoll in Erinnerung. Da hat meine Mama viel Verständnis und Liebe beigesteuert, was anders wohl nicht möglich gewesen wäre. Um zum Handwerk zurück zu kommen: Ich begleitete
meinen Vater immer wieder mal bei seinem tun, bei seinem schaffen, in der Firma oder auch Zuhause in der Werkstatt. Ich habe eine Lehre als Elektromechaniker absolviert und mit 25 Jahren
noch eine Zweitlehre als Schreiner. Nun bin ich als selbstständiger Bauleiter unterwegs. Durch die 50% Betreuung meiner Jungs sind die Bürojobs des Bauleiter-Seins die geeigneteren - komme
dadurch beruflich aktuell nicht ganz so stark mit dem Handwerk selber in Berührung, was aber völlig in Ordnung ist.
Bei meinen eigenen Anstellungen als Handwerker stimmte für mich der Energieausgleich nicht. So viel Leistung erbringen und so wenig dafür ernten. Beim Bauleiter stimmt der Ausgleich
schon viel besser - auch wenn der körperliche und psychische Stress beim Bauleiter enorm sein kann, insbesondere bei Grossprojekten wie ich Sie miterlebt habe (Bauleiter gehört zu den
durch und durch stressigsten Jobs überhaupt). Für den Bauleiter ist eine gewisse Wertschätzung für das geleistete noch vorhanden. Ich sehe aber auch eine komplette Ausbeutung der
Handwerker. Andersrum gesagt, bestätigte mir das Tun als Bauleiter eigentlich mein Empfinden früher. Es ist schon so, dass da auch ein gewisser Teufelskreis besteht und die Handwerker ihre
Wertschätzung auch selber kaputt machen, indem Sie denken Sie müssen mithalten und sich dadurch quasi auch immer selber Prosituieren lassen. Aber es ist auch so, dass der Handwerker
heutzutage als etwas niederes gilt. Er wird belächelt und nicht wahr genommen. Das tut oft meinem Herzen weh.
Ich stelle mir vor, dass das Handwerk wieder einen viel grösseren Stellenwert hat. Dass wieder eine grosse Wertschätzung für das von Hand erschaffene vorhanden ist. Dass diese Arbeit
wieder mehr geschätzt wird. Dass ein Sanitär, der oft mit unseren Ausscheidungen in Berührung kommt nicht belächelt, sondern geehrt wird. Dass ein Baumeister der am Abend von Kopf bis
Fuss mit Schmutz bedeckt ist nicht belächelt, sondern geehrt wird. Das ein Baureiniger, der insbesondere in Grossprojekten eigentlich einer der wichtigsten Arbeitsgattungen ist und dann zu
einem Hungerlohn arbeitet (der Baureiniger hat sicherlich den mit Abstand tiefsten Stundensatz), nicht belächelt, sondern geehrt wird….
Ich stelle mir aber auch vor, dass sich jeder Handwerker seinen unglaublichen Fähigkeiten bewusst ist, sich dadurch für sich einsetzt und nicht mitmacht was eigentlich kaputt macht.
Mein Schaffen
Ich erschaffe gerne schönes für mich, um meinen Seelenraum zu beschmücken, zu erweitern, zu pflegen.
Ich merke, dass das mir viel gibt und habe erkannt, dass ich mich dem wieder mehr hingeben darf.